Frauen sind unterrepräsentiert:

Nicht nur im linearen TV-Programm, sondern auch in Streaming-Serien sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Erstmals gibt die Studie "Geschlechterdarstellungen und Diversität in Streaming- und SVOD-Angeboten", die unter der Leitung von Prof. Dr. Elizabeth Prommer (Universität Rostock) durchgeführt wurde, nun Aufschluss darüber, welche Geschlechter- und Rollenbilder sich in Serien von Streaming-Anbietern auf dem deutschen Markt zeigen. Die Studie wurde gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW, die MaLisa Stiftung und das ZDF.

"Die Gleichberechtigung von Frauen ist ein zentrales Thema unserer Gesellschaft. Das ZDF hat bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um in seinen Produktionen den Anteil von Frauen vor und hinter der Kamera zu erhöhen", so Dr. Florian Kumb, Leiter der ZDF-Hauptabteilung Programmplanung. "Mit unserer Beteiligung an dieser Studie wollen wir nun zur Transparenz auf dem Streaming-Markt beitragen, für den bislang keine Erkenntnisse vorlagen."

Maria Furtwängler, Co-Gründerin der MaLisa Stiftung: "Die Studie zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass man gefühlten Wahrheiten Fakten gegenüberstellt. Und die zeigen: In einigen Punkten mögen internationale Streaming-Angebote insgesamt diverser sein als die klassischen, linearen. Bei der Darstellung von Frauen sind sie es jedoch keineswegs. Wie schade, dass das Publikum weiterhin auf weibliche Vorbilder in all ihrer Vielfalt verzichten muss."

"Auch Streaming-Serien spiegeln nicht die Gesellschaft wider: Frauen sind weniger vielfältig dargestellt als Männer. Sie kommen seltener vor, sind jünger, schlanker und nur in bestimmten Berufen zu sehen. Nicht-binäre und Figuren mit anderen Geschlechtsidentitäten tauchen so gut wie gar nicht auf. Und was die Sichtbarkeit ethnischer Vielfalt betrifft, dominiert die jeweilige Mehrheitsbevölkerung", so Prof. Dr. Elizabeth Prommer, Institut für Medienforschung der Universität Rostock.

"Der Diskurs über Frauenbilder und Diversität in den Medien hat spürbare Veränderungen angestoßen. Lineares Fernsehen, Film, YouTube, Streaming-Serien – die Studien der Uni Rostock schaffen Bewusstsein, sie liefern Daten und Fakten, mit denen sich die Verantwortlichen und Kreativen der Branche auseinandersetzen müssen. Deshalb ist die Film- und Medienstiftung NRW als Förderer von Beginn an mit Überzeugung dabei", so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW.

Nicht nur im linearen TV-Programm, sondern auch in deutschen Streaming-Serien kommen auf eine Frauenfigur circa zwei männliche Hauptrollen. So beträgt ihr Anteil in zentralen Rollen in deutschen Produktionen lediglich 35 Prozent. Der globale Durchschnittswert für Produktionen mit einer weiblichen Hauptrolle liegt bei 42 Prozent. Nicht-binäre und Personen mit anderen Geschlechtsidentitäten kommen kaum vor (0,5 Prozent).

Auch die Vielfalt von Frauenfiguren in Streaming-Angeboten ist eingeschränkt: Frauen sind nicht nur seltener zu sehen, sondern zudem überwiegend jung, haben genormte schlanke Körper und werden seltener homosexuell dargestellt als Männer. In Streaming-Angeboten werden sie entlang tradierter Geschlechterbilder besetzt – überwiegend in Romantik-Formaten (49 Prozent) und in Berufen, die ihre emotionale Kompetenz betonen.

Hingegen zeigen die untersuchten Streaming-Angebote im Durchschnitt vielfältigere sexuelle Lebensentwürfe: 9 Prozent der dargestellten Figuren sind homosexuell, bisexuell oder queer. Auch in Bezug auf ethnische Zuschreibung sind die untersuchten Streaming-Angebote insgesamt divers. In nationalen Kontexten überwiegt jedoch die Sichtbarkeit der Mehrheitsbevölkerung. Im internationalen Durchschnitt sind 63 Prozent der zentralen Rollen von Personen mit weißer Hautfarbe besetzt. In deutschen Produktionen trifft dies auf 89 Prozent zu. Keine der zentralen Figuren kann als Schwarz oder asiatisch interpretiert werden, wohingegen 11 Prozent dem Mittleren Osten zuzuordnen sind.

Gegenstand der Untersuchung waren knapp 200 Serien von Streaming-Anbietern wie Netflix, Amazon Prime, Sky und TNT Deutschland, die zwischen Januar 2012 und Juli 2019 auf den Plattformen veröffentlicht wurden. Dabei handelte es sich sowohl um deutsche als auch um Produktionen aus anderen Ländern.

Für die Film- und Fernsehbranche machten bereits im Jahr 2017 die Studien "Audiovisuelle Diversität" sowie "Gender und Fernsehfilm", an denen sich das ZDF beteiligt hatte, deutlich, dass Frauen in audiovisuellen Medien seltener vertreten sind. Das ZDF hat daraufhin zahlreiche Maßnahmen getroffen, um die Beteiligung von Frauen vor und hinter der Kamera zu steigern. Beispielsweise befindet sich das ZDF-Förderprogramm für Nachwuchs-Regisseurinnen inzwischen bereits in der zweiten Runde. Es wurde ein regelmäßiges Monitoring der Produktionen ins Leben gerufen, um die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen zu können.

Die komplette Studie finden Sie unter: https://malisastiftung.org/wp-content/uploads/Studie_Geschlechterdarstellungen-und-Diversitaet-in-Streaming-und-SVOD-Angeboten-final.pdf

Ansprechpartnerin:
Universität Rostock
Institut für Medienforschung
Prof. Dr. Elizabeth Prommer
elizabeth.prommeruni-rostockde


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