Interdisziplinäres Symposium an der Universität Rostock vom 07.-09. Juni 2018

Mediatisierte Wissenschaftskommunikation auf dem Prüfstand: Aktuelle Herausforderungen

IAMCR-Section „Mediated Communication, Public Opinion and Society“, Department „Wissen, Kultur, Transformation“ in der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock Organisation: Corinna Lüthje & Franziska Thiele

Wissenschaftskommunikation ist einerseits durch technologischen und gesellschaftlichen Wandel einer permanenten Transformation ausgesetzt. Rahmenbedingungen der Wissenschaft und Anforderungen an sie ändern sich. Darauf reagiert die Wissenschaftskommunikation und passt sich an. Andererseits sind mit den geänderten Verhältnissen auch kommunikative Herausforderungen und Probleme verbunden. Transformation und Herausforderungen betreffen sämtliche Bereiche der Wissenschaftskommunikation, sowohl externe als auch interne, sowohl öffentliche als auch feldübergreifende, formelle und informelle Kommunikation. In diesem interdisziplinären Symposium sollen im Dialog zwischen Wissenschaftskommunikationsforscher*innen und Kolleg*innen anderer Disziplinen aktuelle Herausforderungen an die Wissenschaftskommunikation diskutiert werden.

Themenbereiche, die in dem Symposium diskutiert werden, sind:

1. Wissenschaftskommunikation und neue Medientechnologien:
In der wissenschaftsinternen, informellen Kommunikation macht sich disziplinübergreifend die zunehmende Mobilität von Arbeitsmedien bemerkbar, die zu einer Entgrenzung von Arbeitszeiten und -orten führt. Soziale Medien bieten nicht nur die Möglichkeit, sich mit anderen Wissenschaftler*innen zu vernetzen, sondern auch Informationen zu verbreiten, die vorher nur über die klassischen Massenmedien mit der Öffentlichkeit geteilt werden konnten. Durch das Aufkommen von Open-Access-Formaten wird die Wissenschaftskommunikation im Bereich der Publikation vor zahlreiche neue Herausforderungen gestellt. Fragen zu diesem Themenkomplex könnten sein: Welche Medien werden für welche Form der Wissenschaftskommunikation eingesetzt? Was sind Probleme des Medieneinsatzes? Wie hat sich die Kommunikation von Wissenschaftler*innen untereinander gewandelt? Gibt es Unterschiede zwischen disziplinärer und interdisziplinärer Wissenschaftskommunikation und wie sehen diese aus? Welche Bedeutung haben akademische soziale Netzwerke? Welche Disziplinen nutzen welche Publikationsformate und warum? Welche Vor- und Nachteile bringen unterschiedliche Publikationsformate on- und offline mit sich?

2. Komplexität und Unsicherheit in Wissens- und Risikogesellschaften:
In der Kommunikation mit der Öffentlichkeit stellt sich für Wissenschaftler*innen immer wieder die Frage, wieviel Komplexitätsreduktion es bedarf, um Erkenntnisse verständlich dar-zustellen, ohne zu stark zu vereinfachen. Damit geht auch die Sorge einher, dass Wissen und der Prozess der Wissensproduktion über journalistische Vermittlung verzerrt dargestellt wird. Gleichzeitig macht Wissenschaft insbesondere bei der Risikoeinschätzung oder bei Prognosen Aussagen mit einem hohen Maß an Unsicherheit, das schwer zu kommunizieren ist. Wie komplex darf Wissenschaft sich präsentieren? Welche Rolle spielen unterschiedliche Formen der Öffentlichkeitskommunikation in verschiedenen Disziplinen? Wie exakt können Wissenschaftler*innen die Risiken technologischer Innovationen abschätzen? Wie werden Risiken kommuniziert? Haben sich Beziehungen zwischen Wissenschaftler*innen und Journalist*innen gewandelt? Wie ist die externe und interne Wahrnehmung der wissenschaftlichen Öffentlichkeitskommunikation? Wieviel Unsicherheit verträgt die Kommunikation mit der Öffentlichkeit oder Stakeholdern?

3. Fake News und Wissenschaft – Glaubwürdigkeitskrise und Vertrauensfrage:
Fake News werden aktuell insbesondere mit Bezug auf Politik als Problem eingestuft. Ihre Verbreitung ist aber auch für die Wissenschaft problematisch. Denn durch Fake News und Desinformation kann das Vertrauen in sie geschwächt und die Wissenschaft in eine Glaubwürdigkeitskrise geführt werden. Kann Wissenschaft der Verbreitung von Fake News entgegenwirken oder sogar vorbeugen? Hat sich durch das Aufkommen von Fake News die Kommunikation mit Stakeholdern verändert und wenn ja, wie? Welche Kommunikationsformen und Medien kommen in der Beratung von Stakeholdern oder in der Kommunikation mit ihnen mit welchem Erfolg zum Einsatz? Wie kann man das Vertrauen der Öffentlichkeit in Wissenschaft steigern oder einer Glaubwürdigkeitskrise entgegenwirken?

4. Partizipative Wissenschaft: Partizipative Wissenschaft bietet ein großes Potential zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Durch Mitwirkung von nichtwissenschaftlichen Akteuren sowie Einbeziehung von indigenem Wissen bei der Generierung neuen wissenschaftlichen Wissens und der Entwicklung innovativer Technologien, können einerseits Risikowahrnehmung und Widerstand vermindert und andererseits Akzeptanz, Transfer und Implementierung der Innovationen verbessert werden. Mehr Wissen in der Bevölkerung über die Funktionsweise von Wissenschaft kann Unsicherheit reduzieren und das Vertrauen in die Wissenschaft stärken. Auch das Verständnis der Wissenschaftler*innen für wissenschaftsexterne Prozesse und Befindlichkeiten kann wachsen. Ähnlich gestaltet sich dies bei öffentlichen Präsentationen und Veranstaltungen aus der Wissenschaft. Fragen in diesem Themenkomplex könnten sein: Welche Formen der partizipativen Wissenschaft werden bisher eingesetzt? Gibt es Regeln, um Stakeholder in Wissenschaft einzubinden? Welche Regeln sollte man bei der partizipativen Wissenschaft einhalten? Was sind Best-Practice-Beispiele oder neue, vielversprechende Formate, die noch wenig verbreitet sind? Welche Erfahrungen gibt es mit partizipativer Wissenschaft?